Atem, Bewegung, Gefühl – Wie Atemgymnastik Körper, Geist und Seele in Einklang bringt

Die Atmung begleitet uns in jedem Moment unseres Lebens, oft unbemerkt, jedoch mit enormer Wirkung auf unser Wohlbefinden. Atemgymnastik ist mehr als ein reines Training der Lungenfunktion – sie ist eine Kunst, die uns in die Tiefe unseres Seins führt. Dabei kann die bewusste Auseinandersetzung mit unserem Atem nicht nur kurzfristige Stimmungsverbesserungen bringen, Entlastungsübungen und einleitendes Dehnen, Strecken und Räkeln helfen, Alltagsstress abzubauen und dem Körper den nötigen Raum zur Entspannung zu geben, sondern sie helfen auch langfristig unsere psychische Gesundheit positiv zu beeinflussen. Die Atemgymnastik, zeigt, wie Atem, Bewegung und Gefühl miteinander verwoben sind.

Ursprung und Methode

Die Atemgymnastik basiert auf einer Kombination verschiedener Atemübungen, die sich auf die drei Elemente Atem, Bewegung und Gefühl konzentrieren. Diese Elemente bedingen einander. Auch dadurch, dass sie im Gehirn nahe beieinander liegen. Durch gezielte Bewegungen und Dehnungen wird der Atem in Fluss gebracht. Wenn wir uns dehnen, strömt der Atem ganz von allein dorthin, wo er gebraucht wird. Diese bewusste Atmung ermöglicht es uns, Blockaden zu lösen und die eigene Stimme zu finden und mit der Aufmerksamkeit ganz zu uns selbst zu kommen.

Die Wirkungen der Atemübungen

Die positiven Effekte der Atemgymnastik sind sowohl kurzfristig als auch langfristig spürbar. Kurzfristig kann eine Übung die Stimmung heben und ein Gefühl von Befreiung hervorrufen. Einfache Entlastungsübungen, Dehnen, Strecken, Räkeln oder sanftes Abklopfen können schon helfen. Langfristig wirken die Übungen tief auf die Psyche ein. Plötzlich können wir unsere Stimme loslassen, die Schultern sinken und Bewegungen sowie Laute ausdrücken, die wir zuvor unbewusst zurückgehalten haben. Oft ist es die Energie der Gruppe, die diesen Prozess unterstützt und fördert.

Vielfalt der Atemtechniken

Es gibt unzählige Atemtechniken, viele davon stammen aus der Yoga-Tradition. Ursprünglich begann Yoga mit Pranayama, den Atemübungen, bevor die Körperhaltungen (Asanas) hinzukamen. Zu den bekanntesten Atemtechniken gehören das verbundenes Atmen (oder Rebirthing), kohärente Atmung, Buteyko, transformative Atmen, Wim Hof Atmung, Boxatmung, 1 Minuten Atmung und aus dem Pranayama: Wechselatmung, 4:7:8 Atmung, Feueratem. Diese Techniken sind, je nach Atemtechnik, eng mit unserem autonomen Nervensystem verbunden und können sowohl den Sympathikus als auch den Parasympathikus aktivieren.

Atem und Lebensqualität

Ein faszinierender Aspekt der Atmung ist ihre potenzielle Auswirkung auf die Lebensdauer. Bestimmte Atemtechniken sind lebensverlängernd und wirken sich auch auf die Lebensqualität aus. Betrachtet man Kolibris und Schildkröten, könnte an dieser Behauptung tatsächlich etwas Wahres dran sein.

Im Bestseller „Breath – Atem“ von James Nestor wird der Zusammenhang zwischen Kieferfehlstellungen, Zahnproblemen, Stirnhöhlenbeschwerden und falscher Atemweise, insbesondere der Mundatmung, deutlich aufgezeigt. Die moderne Lebensweise schränkt die Nasenatmung stark ein und beeinträchtigt dadurch unsere Gesundheit. Eine einfache Übung, wie das feste Drücken der Zunge gegen den Gaumen, kann unterstützend wirken – auch wenn dafür ein langer Atem nötig ist.

Eine weitere Möglichkeit ist regelmäßiges Kauen von Hartem für mindestens zwei Stunden täglich, um Kieferfehlstellungen sanft zu regulieren. Begleitende Kieferbewegungen beim kohärenten Atmen können ebenfalls helfen. Doch diese Ansätze erfordern viel Zeit und Geduld, was viele Menschen abschreckt. Stattdessen werden oft Zahnspangen, chirurgische Eingriffe oder medizinische Hilfsmittel wie Sprays bevorzugt. Kaum jemand denkt daran, dass vermehrtes Kauen oder eine Umstellung der Atemweise eine mögliche Lösung sein könnten – schlicht, weil es vielen nicht bewusst ist.

Fazit

Die Erkenntnisse über die Bedeutung des Atems sind vielfältig und tiefgreifend. Letztlich kommt Nestors Conclusio zu dem Schluss, dass der kohärente Atem das Optimum der verschiedenen Atemweisen darstellt. Wenn wir lernen, unseren Atem bewusst zu steuern, können wir nicht nur unsere körperliche Gesundheit verbessern, sondern auch emotional wachsen und Blockaden überwinden. Die Atemgymnastik bietet einen wundervollen Weg, diese Fähigkeiten zu entwickeln. Die integrative Atemgym lädt spielerisch zum Ausprobieren ein und passt sich individuell an. Jede Übung gibt Raum, dem Körper und Nervensystem unbewusst zu heilen und zu lernen. Nach jeder Einheit folgt eine Integrationszeit, um das Erlebte tief zu verarbeiten – ähnlich wie bei Feldenkrais. Dieses bewusste Innehalten stärkt Wahrnehmung und Aufmerksamkeit und führt uns zurück zu uns selbst.

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